Regenbogenschule / Bad Camberg

Abschiedsrede des scheidenden Schulleiters

Lassen Sie mich mit der Tür ins Haus fallen und damit beginnen, worüber ich mich in der letzten Zeit besonders geärgert habe, was mich unzufrieden gemacht hat.

Ich hätte mir gewünscht, meiner Nachfolgerin Frau Hörnig einen verputzten und neu gestrichenen Vorraum zu den Verwaltungsräumen hinterlassen zu können. Leider findet Sie nur eine neue Bestuhlung vor,  natürlich nach brandschutztechnischen Erfordernissen ausgewählt, in einem ansonst eher abstoßenden Raum, in dem vor einem halben Jahr die Fließen abgeschlagen wurden. Termin der Fertigstellung unbekannt.

Ich hätte mir gewünscht, meiner Nachfolgerin, dem Kollegium, den Erbachern und der Stadt Bad Camberg einen auch außen sanierten Umkleide- und Werkraumtrakt hinterlassen zu können, der sich angenehm anzuschauen in das neu gestaltete Ensemble der sanierten Erlenbachhalle einfügt. Termin der Fertigstellung unbekannt.

Ich hätte mir gewünscht, Kindern und Kollegium den Sonnenschutz an der Südseite des Gebäudes präsentieren zu können, damit sie im Sommer auch in der 4. , 5. und 6. Stunde unter einigermaßen erträglichen klimatischen Bedingungen arbeiten können. Beantragt in 2001 , Termin der Realisierung unbekannt.

Ich hätte mir gewünscht, mit einigen Ämtern des Schulträgers (wobei ich das von Herrn Muth vertretene Amt hier ausdrücklich ausnehme)  eine Kommunikationsbasis zu haben, die diesen Namen auch verdient. Leider ließ man Schulleitung, vielleicht ja auch nur die dieser kleinen Grundschule, zu oft im Regen stehen. Anliegen wurden nicht zur Kenntnis genommen, Schreiben gingen verloren und konnten dann auch angeblich nicht beantwortet werden. Ich rate dringend davon ab, das angepriesene Beschwerdemanagement in Anspruch zu nehmen, damit werden sie tot gemanaget

Ich hätte mir auch gewünscht, wenn das HKM einige Verordnungen der letzten Zeit  in speziell die Grundschulen betreffenden Bereichen etwas durchdachter auf den Weg gebracht hätte, hier speziell in der Verordnung zur Gestaltung des Schulverhältnisses den § 32, Abs. 4 und in der Verordnung zur Ausgestaltung der Bildungsgänge den § 14. Abs. 4. In beiden Fällen betrifft es Leistungsbewertung und Zeugnisse.

Dennoch:

„Grundschule gestalten, das ist mein Ziel“ - das war einer der Sätze in meiner Antrittsrede zur Schulleitung der damals noch (und wie wir alle wissen heute seitens des Schulträgers immer noch) Grundschule Erbach.  Das ist jetzt über 24 Jahre her. Dieser Wille, Schule zu gestalten, war täglich meine Triebfeder und hat mir die Freude an meinem Beruf bis heute erhalten.

Dass dies Vorhaben „Gestaltung von Grundschule“ nicht völlig aus dem Ruder gelaufen scheint und die Gestaltung der Regenbogenschule im Großen und Ganzen erfolgreich ihren Weg genommen hat, glaube ich sagen zu können.

Das ist aber nicht allein und nicht in erster Linie mein Verdienst.

Ohne ein engagiertes, arbeitsfreudiges und fortbildungsbereites Kollegium wäre dies nicht möglich gewesen. Es ist mir in vielen Entwicklungsvorhaben und pädagogischen Neuerungen kritisch gefolgt, hat selbst Initiativen entwickelt und im Wesentlichen die Gestaltung der Schule und des Unterrichts geleistet. Dafür sind sie, liebe Kolleginnen, im Laufe der vielen Jahre unserer Zusammenarbeit sicher nicht in ausreichendem Maße von mir gelobt worden. Das war ein Fehler. Vieles habe ich allzu selbstverständlich eingefordert, war ungeduldig, wenn es mit einer angestoßenen Entwicklung nicht zügig genug voranging und in dem in den letzten Jahren immer dichter und steiler werdenden Anforderungsniveau des Alltagsgeschäftes blieb oft nicht genügend Zeit, um mal innezuhalten, Rückschau zu halten und so blieb auch das Lob oft auf der Strecke. Für Ihre Unterstützung, für Ihre Leistung zur Entwicklung unserer Schule und des Unterrichts und für Ihre erfolgreiche Arbeit mit den Kindern und den Eltern möchte ich Ihnen ganz herzlich danken und sie gleichzeitig bitten, dies auch unter ihrer neuen Schulleitung, Frau Hörnig, genauso fortzusetzen.

 

Aber auch ohne weiteres schulisches Personal hätte die Entwicklung der Schule nicht so sein können, wie sie sich gestaltet hat. Ohne engagierten Hausmeister und engagierte Sekretärin wird die Leitung von Schule um einiges schwieriger. Meinen herzlichen Dank an alle, die im Laufe der Jahre diese Funktion hier ausgefüllt haben und sie heute (Herr Koesterke und Frau Preußer) ausfüllen. Ganz besonderer Dank ergeht an Herrn Baumeister (der heute auch unter uns weilt), an Herrn Faber (der leider nicht mehr auf dieser Erde weilt) und an Frau Kimpel ( die wir vor noch nicht allzu langer Zeit verabschiedet haben und die ebenfalls heute anwesend ist). Ihr Einsatz für diese Schule ging weit über das normale Maß hinaus. Sie fehlen der Schule bis heute.

Kaum aufzählbar sind alle Elternbeiräte und deren Vorsitzende, die mich bei der Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus und den daraus sich entwickelnden Projekten begleitet haben. Nicht zuletzt der von Herrn Wozniak ins Leben gerufene Förderverein hat mit seiner vertrauensvollen Zusammenarbeit, mit seinem Ideenreichtum, seiner Hartnäckigkeit in manchen Diskussionen mit dem Schulträger, seinen Finanzbeschaffungsaktionen und seiner tatkräftigen Arbeit sehr vieles an der Schule ins Rollen und zur Fertigstellung gebracht. Ohne Sie, die wechselnden Vorsitzenden und alle weiteren Unterstützer, hätte Schule und Umfeld heute nicht dieses eindruckvolle Gesicht. Danke! Machen Sie bitte weiter so!

Die wechselnden leitenden Schulamtsdirektoren mit ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen haben den Schulentwicklungsprozess immer stützend begleitet und konnten in verwaltungstechnischen und rechtlichen Fragen Unklarheiten beseitigen, aber auch pädagogisch beraten. Wie wichtig diese „ortsnahe“ Unterstützungseinrichtung ist, hat die Diskussion um ihre Abschaffung jüngst erst gezeigt. Auch hier sage ich - vielen Dank.

Dank auch an die Mitarbeiter und Leitungen der benachbarten Bildungseinrichtungen (von der Taunusschule bis zur Kinderwelt St. Mauritius), für die geopferte Zeit, für die erteilte Unterstützung und für die intensive Zusammenarbeit im Rahmen der Übergänge nach der Grundschule, der inhaltliche Abstimmung in den Kernfächern und im Rahmen des Bildungs- und Erziehungsplans.

Dank auch an die Kirchengemeinde Erbach für ihre Bereitschaft die „Betreuende Grundschule“ und den Hort in den Räumen der Kinderwelt St. Mauritius zu organisieren und deren Verwaltung zu übernehmen. Auch der Freiwilligen Feuerwehr Erbach sage ich Dank für die gute und regelmäßige Zusammenarbeit im Bereich der Brandschutzerziehung unserer 4. Klassen und für die gute Nachbarschaft. In puncto Nachbarschaft gilt es auch Herrn Loeffler, dem Hausmeister der Erlenbachhalle, herzlichen Dank zu sagen für sein offenes Ohr, seine entgegenkommende Hilfestellung vielen Fällen und die gute Kommunikation.

Zur äußeren Schulentwicklung haben Schulträger und Stadt Bad Camberg erheblich beigetragen. Sie haben sich in Zusammenarbeit mit dem Elternbeirat und dem Förderverein (der sich an der Finanzierung von Mobiliar in nicht unerheblichem Maß beteiligte) im Jahr xx doch entschlossen, einen Neubau zu verwirklichen. Dies nach durchaus kontroversen Diskussionen, die fast zu einer Containerlösung für die damals abgebrannte Holzbaracke geführt hätten. Die architektonische Gestaltung war ein wenig umstritten. Das Raumangebot mit 4 Klassenräumen und 3 separaten Gruppenräumen und dem großen Begegnungsraum in der Mitte ließ aber ein erhöhtes Maß an Individualisierung und Differenzierung zu, kam also zeitgemäßer Grundschularbeit sehr entgegen. Jetzt bot sich auch die Möglichkeit der Einrichtung einer eigenen Schulbibliothek. Ein von mir schon lange auf der Gestaltungsliste stehendes Vorhaben konnte in die Tat umgesetzt werden und trägt bis heute der so wichtigen schulischen Leseförderung Rechnung. Unter den heutigen bildungspolitischen Prämissen von gemeinsamem Unterricht und der Forderung nach Entwicklung von kompetenzorientiertem Unterricht in allen Fächern der Grundschule spielt auch die Gestaltung der Lernräume eine nicht zu unterschätzende Rolle und wird viel zu oft vernachlässigt, zumal Pädagogen leider selten in die Planung miteinbezogen werden.

Das Außengelände konnte im Rahmen der Dorferneuerung bei guter Zusammenarbeit zwischen der Stadt Bad Camberg und dem Schulträger und dem Einsatz einer Vielzahl freiwilliger Helfer in einer gemeinsamen Aktion von Bürgern, Eltern, Kollegium und Kindern in einen ansprechenden, bewegungsfreundlichen Schulhof und einen öffentlichen Spielplatz umgewandelt werden.

Die Sanierung der Schülertoiletten wurde (wieder unter finanzieller Beteiligung des Fördervereins und nach langwierigen Verhandlungen mit den zuständigen Stellen) seitens des Schulträgers in ansprechender Ausführung in die Tat umgesetzt.

Die Ausstattung der Schule mit neuen Medien sollte ebenfalls nicht unerwähnt bleiben, wobei die Anfänge der Medienarbeit doch recht holprig von statten gingen und überwiegend von Eigeninitiative und geschenkten PCs lebte. Eine Anbindung an das Internet im Altbau ließ sich nur dadurch realisieren, dass ich zusicherte, für das Einziehen der notwendigen Kabel in die gelegten Kabelkanäle inklusive der notwenigen Mauer- und Deckendurchbrüche selbst zu sorgen und dies mit Hilfe des damaligen Hausmeisters auch selbst durchführte. Im Neubau wurden solche Maßnahmen von vornherein mit eingeplant und ausgeführt. Inzwischen haben wir eine komplett neue PC-Ausstattung und mit Unterstützung des Staatlichen Schulamts schließlich auch einen eigenen Server erhalten. Die Weiterarbeit am Medienkonzept der Schule wird meine Nachfolgerin sichern.

Danke an die Stadt Bad Camberg und den Schulträger, für den erheblichen Einsatz finanzieller Mittel und die gute Kommunikation.

Nicht zuletzt danke ich meiner Frau, die mich viele Stunden an Nachmittagen, an Abenden und an Wochenenden entbehren musste und der viel an gemeinsamer Zeit verloren ging, die aber immer Nachsicht mit mir geübt hat und mich in manchen Dingen auch gut beraten und unterstützt hat.  Danke, liebe Gitta.

Die erste Verabschiedungsfeier war ja schon am 18.01. Der Förderverein war ja so freundlich , mich auch einzuladen und versprach ein gemütliches Beisammensein mit netten Gesprächen und kleinem Programm. Gemütlich war es, nette Gespräche gab es auch, sogar lieb Überraschungsgäste. Von Imbiss und Getränken war in der Einladung keine Rede, wäre auch gelogen gewesen. Präsentiert wurde ein Buffet, bei dem ich aus dem Staunen nicht herauskam, in einer Präsentation und einer Vielfalt - unglaublich, vom Wohlschmeckfaktor ganz zu schweigen.

Das kleine Programm war nur von Highlights gekrönt, ich habe an diesem Abend so viel gelacht, wie in den letzten 4 Wochen zusammen nicht. Das hat mir natürlich den Abschied sehr erleichtert. Dafür sage ich noch einmal bei allen Beteiligten und Mitwirkenden vor und hinter den Kulissen Danke! Danke!  Ach ja, jetzt weiß ich auch, wer Otto ist. (Dies werden nur Insider verstehen.)

Auch für diese heutige offizielle Verabschiedung  sage ich danke an alle an der Vorbereitung und Durchführung Beteiligte. Sie haben es wunderbar gemacht. Ich war gerne mit Ihnen und unter Ihnen. Ich war gerne in Erbach. Ich war gerne Ihr Schulleiter.

|